Gitterstäbe. Wassergräben. Glasscheiben. Drahtzäune. Mauern. Der Zoo – Paradies oder Gefängnis?
Eng geht es zu in den Gehegen und Becken vieler Zoos. Die stolzen,
freiheitsgewohnten Tiere müssen sich mit wenig Platz begnügen. Die Zoobesucher lieben die Nähe zu ihnen. Und die Tiere? Ihr Lebensraum scheint einem Gefängnis ähnlicher zu sein als einem Paradies.
Paradies oder Gefängnis: Das ist keine Polemik von Tierschützern. Die
deutschen Zoodirektoren selbst diskutieren diese Frage.
Rebecca will es wissen. Die siebenjährige Schülerin geht im Frankfurter Zoo der Sache auf den Grund.
"Sind Tiere im Zoo glücklich?" Das versucht Rebecca, im Frankfurter Zoo herauszufinden.
Station 1: Das Flusspferd Petra
Hinein ins gut geheizte Haus von Flusspferddame Petra. Sie hat soeben einen Riesenberg Heu und Gemüse gegessen, nur eine Zwiebel verschmäht sie.
Petra macht gerade eine schwere Zeit durch. Ihr Partner Maikel starb vor einigen Monaten qualvoll an einer Darmkolik, nachdem ihm ein Besucher einen Tennisball zum Fressen hingeworfen hatte. Petra ist seitdem alleine.
In Afrika würde sie sicherlich leicht einen neuen Partner finden. Und sie würde viel herumkommen und sich gegen andere Tiere behaupten müssen. Was sie als Herdentier eigentlich gerne tut.
In Afrika gibt es überhaupt mehr zu erleben, denkt sich Rebecca. Hier im Zoo hat Petra nicht gerade viel Platz. Kann sich Petra in ihrem Gehege überhaupt wohlfühlen?
Rebeccas Faktencheck: Ein Flusspferd im Minibecken - weniger Platz geht kaum Ein paar Quadratmeter Deutschland
Rebecca, die siebenjährige Zoobesucherin, schätzt, dass Petras Raum in der beheizten Halle höchstens zehn mal zehn Meter groß ist, das Becken mit dem schmuddeligen Wasser deutlich kleiner. Wenn Petra sich quer ins Becken stellt, berührt sie mit Kopf und Schwanz fast die Beckenränder.
In der freien Natur leben Flusspferde in Herden zusammen, streifen durch Flüsse, Schilf und Grasgebiete. Sie bewegen sich, wie Rebecca gehört hat, auch nicht immer behäbig durch die Gegend. Wenn sie gereizt sind, angreifen oder fliehen, dann können sie bis zu 50 Stundenkilometer schnell sein und sind sehr gefährlich.
Grüne Hölle oder grüne Fliesen? Zwei Lebenswelten, zwei Lebensqualitäten
Station 2: Die Eselspinguine im Exotarium
Ziemlich dunkel ist es im Exotarium des Frankfurter Zoos, nur bei den Pinguinen nicht. Hier ist es vielleicht so hell wie in der Antarktis, wo die Vögel leben. Rebecca fällt auf, dass das Becken gerade mal ungefähr zehn Meter lang und höchstens zwei Meter breit ist. Darin tummeln sich 14 Tiere. Im flachen Wasser schießen einige Vögel pfeilschnell vor den Zuschauern vorbei.
Die meisten der Vögel stehen auf einer kleinen Plattform. Sie schwenken ihre weit abgespreizten Flügel, verrenken die Köpfe, warten auf die Tierpflegerin mit dem Eimer voller Fische. Und zwei Pinguin-Paare sind verliebt und bewegen ihre Köpfe synchron auf und ab. Die sehen doch ganz glücklich aus - oder nicht?
Faktencheck: Was Rebecca gehört und in Tierfilmen gesehen hat Eselspinguine lieben die Extreme
Südpol oder Ostend - das ist die Frage Zwei Lebenswelten, zwei Lebensqualitäten
Rebecca fragt jemanden, der es wissen muss: Die Zoopädagogin. „Wie geht es den Pinguinen im Zoo?“
Martina Weiser ist Biologin. Über die Lebensverhältnisse der Eselspinguine hat sie sich zusammen mit der Zoodirektion viele Gedanken gemacht. Sie steht Rebecca Rede und Antwort.
Rebecca blickt in die Zukunft und will wissen: Was wird mit den Pinguinen? Martina Weiser erzählt...
Und was ist mit Petra, der unglücklichen, verwitweten Flusspferdfrau?
Für sie sucht der Zoo ein neues Zuhause. Das ist schwierig, weil Petra schon alt ist. Aber so, wie es ist, kann es nicht bleiben. Sie braucht Gesellschaft und Nähe.
Und mehr Freiheit? Darüber streiten sich die Fachleute.
Eine erstaunliche These: "Freiheit ist kein Bedürfnis der Tiere" ... sagt Martina Weiser. Es reicht, wenn jedes Tier ein ausreichendes Territorium hat!
Rebecca hat eine Antwort gefunden. Sie ist sich ziemlich sicher: "Tiere im Zoo können glücklich sein, wenn...
... sie genug Platz haben, wenn sich die Tierpfleger gut um sie kümmern - und wenn es im Zoo vieles gibt, was die Tiere auch in der Natur haben."